Was tun bei Rückenschmerzen?

Rückenschmerz
Bild: Colourbox

Rückenschmerzen sind in Deutschland stark verbreitet. Fast jeder hatte sie schon. Bei vielen Menschen gehören sie zum Alltag. Hier möchten wir Ihnen ein paar Tipps geben, wie Sie aktiv etwas gegen Rückenschmerzen tun können.

 

 

Aktivität ist gut

Fahrradfahrer
Bild: Colourbox

Heute weiß man, dass Bettruhe für mehr als zwei Tage die schlechteste Behandlungsmethode überhaupt ist. Denn Sie selbst werden insgesamt unbeweglicher. Die Muskeln werden schwach, die Knochen verlieren an Stabilität. Sie verlieren Ihre körperliche Leistungsfähigkeit, werden antriebsarm und bedrückt. In der Folge werden Ihre Schmerzen stärker und es fällt Ihnen immer schwerer, wieder aktiv zu werden.

Selbst wenn Sie starke Rückenschmerzen haben, können Sie aktiv bleiben, ohne Ihren Rücken zu sehr zu belasten, z.B. durch: Gehen, Schwimmen, Radfahren, Tanzen / Yoga / Fitness oder normale Alltagsaktivitäten und Hobbys. Durch die Bewegung werden ihre verkrampften Muskeln und Gelenke wieder gedehnt und beweglicher.

Finden Sie selbst heraus, welche Übungen für Sie und Ihren Rücken die besten sind. Versuchen Sie, die richtige Dosierung für Ihre Bewegungen zu finden: seien Sie einerseits so aktiv, wie es geht, achten Sie andererseits aber auch darauf, dass Sie Ihren Körper und Ihren Rücken nicht überfordern. Schmerzmedikamente und andere Maßnahmen können helfen, den Schmerz zu dämpfen, damit der Start in die Aktivität leichter fällt.

Die Grundregeln sind einfach:

  • Bleiben Sie in Bewegung.
  • Verharren Sie nicht zu lange in einer Position.
  • Machen Sie zwischendurch immer wieder kleine Bewegungen, damit Sie nicht steif und verkrampft werden.
  • Versuchen Sie, sich jeden Tag ein wenig mehr zu bewegen.
  • Vermeiden Sie keine Tätigkeiten vollständig, überlegen Sie sich stattdessen, wie Sie diese anders ausführen können.

Quelle:

Roland, M., Waddell, G., Klaber Moffett, J., Burton, K., Main, C. (2002). The Back Book.  The best way to deal with back pain – get back active (2. Auflage). London. Deutsche Übersetzung durch P. Nilges, DRK-Schmerz-Zentrum Mainz und J. Rosenbrock.

Verhalten bei Schmerzen

Mann auf Stuhl kippt
Bild: Colourbox

Die meisten Patienten sind in der Lage, Schmerzattacken eigenständig zu behandeln. Es gibt viele Methoden zur Behandlung von Rückenschmerzen. Diese Methoden dienen in erster Linie der Schmerzkontrolle, nicht in jedem Fall erzielen sie völlige Schmerzfreiheit.

Schmerzmittel

Wenn Sie starke Schmerzen haben, zögern Sie nicht mit der Einnahme von Schmerzmedikamenten (Anmerkung Redaktion: halten Sie Rücksprache mit ihrem Arzt!). Diese können den Schmerz lindern und es Ihnen ermöglichen, sich leichter und besser zu bewegen.

Wärme oder Kälte

Durch Anwendung von Wärme und Kälte ist es möglich, den Schmerz kurzfristig zu lindern und die Muskelanspannung zu lösen.

Massage

Hierbei handelt es sich um eine der ältesten Methoden, Rückenschmerzen zu behandeln. Bei vielen  Patienten erreicht man durch Massagen eine Linderung des Schmerzes und eine Entspannung der Muskulatur.

Manuelle Therapie (Chirotherapie)

Die meisten Mediziner sind sich einig, dass Manuelle Therapie bei Rückenschmerzen helfen kann. Diese Therapie kann von Ärzten oder Krankengymnasten mit entsprechender Zusatzausbildung durchgeführt werden.

Verfahren zur Muskelentspannung und Stressabbau

Angst und Stress können schmerzverstärkend wirken. Durch Angst und Stress baut sich in unserem Körper Spannung auf, die zu Verkrampfung der Muskeln führen kann. Diese Muskelverspannung führt wiederum zu Schmerzen. Wichtig ist, dass Sie sich immer vor Augen halten: Ernsthafte Schäden sind sehr selten. Lassen Sie nicht zu, dass unnötige Sorge und Angst über die Schmerzen den Heilungsprozess verzögern. Einfach anzuwendende Techniken zur Beeinflussung der Effekte von Stress sind z.B. Muskelentspannung, Atemkontrolle oder gedankliche Selbstberuhigungsmethoden.

Quelle:

Roland, M., Waddell, G., Klaber Moffett, J., Burton, K., Main, C. (2002). The Back Book.  The best way to deal with back pain – get back active (2. Auflage). London. Deutsche Übersetzung durch P. Nilges, DRK-Schmerz-Zentrum Mainz und J. Rosenbrock.

Warnsignale

Wenn Sie starke Schmerzen haben, die über Wochen hin zunehmen anstatt nachzulassen, wenn Sie sich richtig krank fühlen oder wenn eines der folgenden Symptome auftritt, sollten Sie auf jeden Fall zum Arzt gehen:

  • Probleme beim Wasserlassen,
  • Taubheitsgefühl in Rücken oder Genitalbereich,
  • Taubheitsgefühl, Stiche oder Schwäche in einem oder beiden Beinen,
  • fehlende Standfestigkeit Ihrer Füße.

Quelle:

Roland, M., Waddell, G., Klaber Moffett, J., Burton, K., Main, C. (2002). The Back Book.  The best way to deal with back pain – get back active (2. Auflage). London. Deutsche Übersetzung durch P. Nilges, DRK-Schmerz-Zentrum Mainz und J. Rosenbrock.

Aktiv bleiben aber wie

Sitzen: Wählen Sie einen Stuhl und eine Sitzposition, die angenehm ist – probieren Sie verschieden Möglichkeiten aus. Versuchen Sie es mit einer Unterstützung für den unteren Rücken (z.B. indem Sie ein gefaltetes oder gerolltes Handtuch in das „Hohlkreuz“ legen). Stehen Sie in festen Zeitabständen auf und dehnen Sie regelmäßig – nutzen Sie dazu z.B. die Werbepausen bei Fernsehsendungen!

Schreibtischarbeit: Passen Sie Ihre Stuhlhöhe dem Schreibtisch an. Bringen Sie die Tastatur und den Bildschirm in eine für Sie angenehme Position (Anmerkung der Redaktion: klicken Sie für mehr Informationen auf Ergonomie am Arbeitsplatz), in der Sie Ihren Rücken nicht verdrehen müssen und Ihre Muskeln nicht gezerrt oder zu sehr beansprucht werden. Stehen Sie auch hier regelmäßig auf und dehnen Sie sich.

Fahren: Stellen Sie sich den Autositz bequem ein. Legen Sie gegebenenfalls ein gefaltetes oder gerolltes Handtuch zwischen Rücklehne und „Hohlkreuz“. Legen Sie immer wieder kurze Pausen ein, vor allem bei weiteren Strecken, in denen Sie aus dem Auto aussteigen und sich dehnen können.

Heben: Lernen Sie, Ihre Kraft einzuschätzen: Wenn Sie aufgrund Ihrer Beschwerden zeitweise weniger leistungsfähig sind, heben Sie nur soviel, wie nötig ist, und tragen Sie körpernah. Wenn Sie sich in der Wirbelsäule weniger drehen können, gleichen Sie dies mit den Beinen aus.

Sport: Wenn Sie sportlich sehr aktiv sind, müssen Sie das in Rückenschmerzphasen keinesfalls ändern. Sie können auch weiterhin jeden Sport machen, der Ihnen Spaß macht, allerdings sollten Sie Ihre Grenzen kennen und sich nur dementsprechend belasten.

Einkaufen: Überlegen Sie, ob Sie überhaupt etwas tragen müssen oder andere Möglichkeiten nutzen können. Verteilen Sie das Gewicht gleichmäßig auf beide Seiten und tragen Sie es körpernah. Für sehr schwere Sachen nutzen Sie eine fahrbare Einkaufstasche.

Stehen: Bei längerem Stehen sollten Sie versuchen, einen Fuß auf eine niedrige Kiste oder einen Hocker zu stellen. Dann ist die Wirbelsäule in einer entspannteren Haltung. Ihre Arbeitsfläche sollte eine bequeme Höhe haben.

Schlafen: Finden Sie heraus, auf welcher Matratze und in welcher Position Sie am besten schlafen können. Sollten Sie Schmerzmittel benötigen, nehmen Sie diese ca. 1 Stunde vor dem Schlafengehen ein, damit sie rechtzeitig wirken.

Sex: Natürlich müssen Sie sich auch hier nicht einschränken. Aber achten Sie auch hier darauf, die Position zu wechseln.

Quelle:

Roland, M., Waddell, G., Klaber Moffett, J., Burton, K., Main, C. (2002). The Back Book.  The best way to deal with back pain – get back active (2. Auflage). London. Deutsche Übersetzung durch P. Nilges, DRK-Schmerz-Zentrum Mainz und J. Rosenbrock.

Arbeiten trotz Schmerzen

Es ist wichtig, in Gang zu bleiben: Sie müssen wegen der Rückenschmerzen nicht auf wichtige Dinge im Leben verzichten. Dazu zählt auch Ihre Arbeit. Aktiv zu bleiben lenkt Sie von Ihren Schmerzen ab und Ihr Rücken wird bei der Arbeit normalerweise nicht mehr schmerzen als zu Hause.

Sprechen Sie mit einem Arzt über Ihre Arbeit, genauso wie mit Ihrem Vorgesetzten. Machen Sie deutlich, dass Sie wieder arbeiten möchten und finden Sie gemeinsam Lösungen für mögliche anfängliche Schwierigkeiten und Probleme.

Wenn Sie länger als einen Monat zu Hause bleiben müssen, planen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt und ihrem Vorgesetzten, wann und wie Sie am schnellsten und besten ins Berufsleben zurückkehren.

Quelle:

Roland, M., Waddell, G., Klaber Moffett, J., Burton, K., Main, C. (2002). The Back Book.  The best way to deal with back pain – get back active (2. Auflage). London. Deutsche Übersetzung durch P. Nilges, DRK-Schmerz-Zentrum Mainz und J. Rosenbrock.

Zusammenfassung

  • Rückenschmerzen sind weit verbreitet, aber in der Regel kein Grund zur Sorge.
  • Auch wenn die Beschwerden stark sind, bedeuten sie normalerweise keinen ernsthaften Schaden im Rücken. Schmerz bedeutet nicht unbedingt Verletzung.
  • Bettruhe für länger als zwei Tage ist in der Regel schlecht für Sie und Ihren Rücken.
  • Aktivität führt zu schnellerer Genesung und beugt weiteren Rückenschmerzen vor.
  • Je eher Sie in Gang kommen, desto eher geht es Ihnen besser.
  • Sollte es Ihnen nicht gelingen, schon bald wieder ganz normale Tätigkeiten ausführen zu können, dann suchen Sie sich zusätzliche Hilfe.
  • Regelmäßige Übungen und aktiv bleiben sind gut für die allgemeine Gesundheit und den Rücken.
  • Nehmen Sie Ihr Leben in die Hand und tun Sie das, was Ihnen wichtig ist. Lassen Sie nicht die Schmerzen das Ruder übernehmen.

Informationen zum Thema Rückengesundheit: